Die Globalisierung lebt
Zu diesem Thema habe ich gestern ein sehr schönes Essay in der Welt gelesen.
Dort schreibt Thomas Straubhaar (Präsident des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts) wie die steigenden Treibstoffkosten dazu führen werden, dass der Welthandel sich effizientere Transportlösungen ausdenkt.
Sein Fazit: Es wird nicht durch die steigenden Treibstoffkosten zu einer umkehr der Globalisierung kommen. Im ersten Schritt wird die Logistikbranche sich optimieren und Treibstoff sparen. Daneben werden dann die gestiegenen Kosten beim Transport zu einer Umstrukturierung der verteilten Herstellungsprozesse auf der Welt führen.
„Je veredelter und damit höherwertig Güter jedoch werden, umso bedeutungsloser werden die Transportkosten. Gemessen am Endwert machen Logistikkosten bei Industriegütern weniger als zehn Prozent aus; der Anteil der Treibstoffkosten dürfte in der Größenordnung von einem Prozent liegen. Bei Konsumgütern unterscheiden sich die Verhältnisse nicht wesentlich.“
Das führt nach seinen Ausführungen dann zu einer Neustrukturierung auf der Welt. „Die Globalisierung wird nicht mehr länger eine Einbahnstraße sein. Die Länder außerhalb Nordamerikas und Europas werden künftig weniger denn je nur die Rolle der attraktiven, weil bevölkerungsreichen Absatzmärkte und verlängerten Werkbänke des Westens spielen.“
„Die neuen Mitspieler der Globalisierung werden in steigendem Ausmaße genauso hochwertige und vielfältige Güter und Dienstleistungen anbieten, wie die Länder des Westens. Sie werden ihrerseits in mehr und mehr Bereichen zu globalen Schwergewichten, die zunächst Kostenführer und früher oder später sogar Technologieführer auf den Weltmärkten sein werden. Sie werden das Netz der global verknüpften Wertschöpfungsketten noch engmaschiger werden lassen.“
So führen dann die steigenden Transportkosten zu einer weiteren Globalisierungswelle, in der die Wertschöpfungsketten noch enger vermascht werden und die verschiedenen Länder sich immer mehr auf Augenhöhe darin befinden. Und darauf sollten sich seiner Meinung nach die Europäer schnellstens einstellen.
Ein lesenswerter Artikel und für mich in seinen Überlegungen gut nachvollziehbar. Die Wandlung unserer Welt wird ungebremst weiter gehen und, da stimme ich Herrn Straubhaa zu, es wäre gut wenn jeder sich darauf einstellt.
[via Welt]
[HWWI Standpunkt (pdf)]